Projekte und Rückblicke

Hutewald Deggingen

Hutewald Deggingen und die Rasenmäher auf vier Beinen

Der Hutewald ist ein besonderer Lebensraum. Weidetiere erhalten ihn.

Revierleiter Elsenhans mit den Interessierten im Hutewald
Revierleiter Elsenhans mit den Interessierten im Hutewald

Deggingen.
Seit nunmehr 15 Jahren besteht der Hutewald auf der Nordalb bei Deggingen. Rund 20 Natur- und Wanderbegeisterte erlebten dieses besondere Waldrefugium am 11.08.2023  beim "Sommer der Ver-Führungen" hautnah.
Revierförster Simon Elsenhans ging zu Beginn der Veranstaltung kurz auf die Geschichte der Hutewälder ein: Früher habe die Landbevölkerung das Vieh in den Wald getrieben, damit es dort Futter findet, weil es keine entsprechenden Stallungen gab. Dann erläuterte der 30-jährige Forstmann zunächst die heutige Waldnutzung, um anschließend auf den Hutewald auf der Nordalb einzugehen.
In diesem auch als Lichtwald bezeichneten Waldstück hätten einige seltene Pflanzen – darunter Knabenkraut oder die Türkenbundlilie – einen Lebensraum gefunden. Die Kartierungen des Areals, die regelmäßig vorgenommen werden, hätten ergeben, dass immer mehr unter Naturschutz stehende Flora dort gedeiht. Letztlich ging der Förster auf die alten Buchen im Hutewald ein: Mit ihren weit ausladenden Kronen unterscheiden sie sich auffällig von den Bäumen in herkömmlichen Wäldern. Vogelarten wie der Rot-Milan, mehrere Arten von Spechten sowie der Kleiber fühlen sich in den bejahrten Bäumen wohl und finden im Hutewald ausreichend Nahrung.
Bei der Veranstaltung erfuhren die Teilnehmer zudem viel Wissenswertes über den Alltag einer modern geführten Schäferei am Fuß der Nordalb: Mit rund 400 Merino-Mutterschafen sowie etlichen Ziegen ist der in der siebten Generation geführte Familienbetrieb von Andreas Hertler gut aufgestellt. Mit seinen wolligen Vierbeinern ist der 41-jährige Agraringenieur auf insgesamt 160 Hektar Weideland unterwegs, wobei es sich bei der Hälfte der Fläche um Landschaftsschutzgebiete – einschließlich des Hutewalds – handelt. Die 30 Ziegen seien bei der Landschaftspflege seine "Heckenscheren" und die Schafe die "Rasenmäher", verriet Hertler unter heiterem Nicken der Anwesenden. Die Wanderschäferei, wie sie einst Hertlers Vater betrieben hat, gehöre inzwischen der Geschichte an, erklärt der Schäfermeister und engagierte Landschaftspfleger. Schafwolle bringe wegen des Preisverfalls auf dem Weltmarkt ohnehin kaum noch Gewinn, klagt Andreas Hertler.

Viele Fragen bekam Hertler auch zu seinem Hütehund: "Ohne Hund ist ein Schäfer niemand", betonte er. In seinem Betrieb komme die bewährte Rasse des Altdeutschen Schäferhundes als treuer und verlässlicher Freund zum Einsatz.

Hackwald Leimberg

Der Hackwald auf dem Bad Ditzenbacher Leimberg wurde reaktiviert

Was ist ein Hackwald?

Der Hackwald ist eine besondere Form der Niederwaldbewirtschaftung, bei der die wenige Meter hohen Stangen der Eiche, Buche, Haselnuss etc. geschlagen und geschält werden. Die Stümpfe bleiben im Boden, das Reisig wird über die Fläche verteilt und verbrannt (Aschedüngung). Nach oberflächlichem Hacken wird Saatgut ausgebracht.

Im Hackwald wird also sowohl Landwirtschaft als auch Forstwirtschaft betrieben. Auf den mageren Böden des Leimbergs war dauerhafter Ackerbau nicht möglich. Durch den Wechsel zwischen Land- und Forstwirtschaft konnten dennoch alle paar Jahre Erträge erwirtschaftet werden. Früher wurden die Böden des Leimbergs ein bis drei Jahre ackerbaulich genutzt und im Anschluss daran dann bis zu 20 Jahre für den Anbau von Haselnuss genutzt.

Zwischen Haselnusssträuchern wird Waldboden in Reihen aufgelockert
Zwischen Haselnusssträuchern wird Waldboden in Reihen aufgelockert

Was ist der Nutzen eines Hackwaldes?

Zum einen wird eine kulturhistorisch bedeutende Nutzungsform erhalten. Heideflächen und lichte Waldstrukturen werden vernetzt und Lebensräume für Lichtwaldarten geschaffen.
Zum anderen entsteht ein ökologischer Nutzen, denn die Nahrungsflächen für Fledermäuse und Vögel werden aufgewertet. Möglich ist auch eine Reaktivierung seltener Pflanzenarten aus vorhandenen Bodensamen.
Spezieller Nutzen des früheren Leimberg-Hackwaldes: Mit dem Haselnussholz wurden Fassreifen, Peitschen und Spindeln hergestellt und europaweit vertrieben.

Kinder graben Pflanzlöcher für Kartoffeln
Kinder graben Pflanzlöcher für Kartoffeln

Hintergrund des Projektes?

Auf dem Leimberg gibt es noch Relikte dieser besonderen Nutzungsform. Um diese zu erhalten wurde das Projekt von der Gemeinde Bad Ditzenbach und dem Forstamt ins Leben gerufen. Parallel zum Projekt wurden Bodenproben und Bohrkerne der Bäume entnommen um mehr über den damaligen Anbau zu erfahren.

Vesperpause
Vesperpause

Wie wird die Reaktivierung des Hackwaldes Leimberg finanziert?

Es stehen Eigenmittel der Gemeinde aus einer Bundeswaldprämie (einmaliger Zuschuss des Bundes für Nachhaltige Waldwirtschaft) und Fördergelder der Stiftung Naturschutzfond zur Verfügung.

Forstfahrzeug mit Fahrer und Kindern
Frisch gestärkt geht die Arbeit weiter

Vorgehensweise?

Vier Waldflächen werden zwischen 2022 und 2025 folgendermaßen bearbeitet:
Die Haselnusssträucher werden auf den Stock gesetzt (die Sträucher werden auf einer Höhe von etwa 10 bis 20 cm abgeschnitten), die Eschennaturverjüngung wird entfernt. Dann wird der Boden in Teilen aufgelockert, die Wurzelstöcke der Haselnusssträucher werden dabei ausgespart, da sie wieder austreiben sollen. Danach wird eine Ackerfrucht ausgebracht.

Von links: Hannes Schulz, Revierleiter König, Lehrerin Hiltenburgschule, zuständiger Revierleiter Elsenhans. Im Vordergrund: Kinder Klasse 2 der Hiltenburgschule.
Von links: Hannes Schulz, Revierleiter König, Lehrerin Hiltenburgschule, zuständiger Revierleiter Elsenhans. Im Vordergrund: Kinder Klasse 2 der Hiltenburgschule.

Aktion mit Schulkindern

Auf einer der vier Waldflächen erfolgten die Hackwald-Maßnahmen im Mai 2023. Die Vorarbeiten leistete ein forstwirtschaftlicher Betrieb.
Währenddessen rückte die Klasse 2 der Bad Ditzenbacher Hiltenburgschule mit ihrer Lehrerin an, um Kartoffeln in die maschinell vorbereiteten Bodenfurchen zu legen und mit Erde gut zu bedecken. Was sich leicht anhört, war harte Arbeit. Mit Schaufeln und Hacken lockerten die Kinder den schwer zu bearbeitenden Boden am Hang auf und pflanzten ihre Kartoffeln. Überall erschwerten Wurzeln und Steine das Vorankommen. Zwischendurch gab es eine Vesper- u. Trinkpause, gesponsert von einer ortsansässigen Firma.
Zur Belohnung durften die Kinder dann noch ins Fahrerhäuschen der Forstmaschine und spielten anschließend im Wald.
Den Kindern und den Erwachsenen wurde an diesem Vormittag klar, wie mühsam es früher bei uns war, Lebensmittel zu erzeugen. Auch ein Anstoß dafür, mit Lebensmittel verantwortungsbewusster umzugehen.