Verkehrsprojekte
in Bau/in Planung
Stand: April 2025
Die optimale Einbindung in die regionale und national-europäische Mobilitätsinfrastruktur stellt für den Landkreis Göppingen einen entscheidenden Standortfaktor dar. Daher setzt sich die Kreispolitik vehement dafür ein, dass Bund und Land ihren Pflichten nachkommen, die Infrastruktur auf einem zukunftsfähigen Standard zu halten und weiter auszubauen. Ziel ist, die Mobilität im Landkreis, in der Region sowie auch bundes- und europaweit auf einem hohen Niveau sicherzustellen. Diese stärkt den Standort im Filstal und sichert die ökonomischen Grundlagen. Zugleich kann der umweltgerechte Umbau der Mobilitätsangebote mit Blick auf den Klimaschutz nur auf Grundlage einer funktionierenden Infrastruktur erreicht werden.
Nationale und europäische Vernetzung: die A 8 mit neuem Albausfstieg Mühlhausen-Hohenstadt
Die Bundesautobahn A 8 erschließt den Landkreis in Randlage. Sie stellt die national wichtigsten Anschlüsse und die Verbindungen in das benachbarte Ausland her. Diese sind eine wesentliche Grundlage für die stark exportorientierte heimische Wirtschaft. Der 6-streifige Ausbau dieser transeuropäischen Achse (TEN) wurde in den letzten Jahren intensiv weiterverfolgt:
- Während die Fertigstellung des Ausbaus der A 8 in Richtung München zügig vorankam, leidet die Raumschaft des Oberen Filstals/Albhochfläche weiterhin unter dem verbleibenden verkehrlichen "Flaschenhals" am Albaufstieg zwischen Mühlhausen/T. und Hohenstadt. Mehrere Planänderungen führten zu wiederholten zeitlichen Verzögerungen.
- Die Gesamtmaßnahme umfasst den in der Linienführung verkürzten Albaufstieg (6-streifig) in einer dichten Abfolge aus Brücke-Tunnel-Brücke-Tunnel, den Umbau der alten Richtungsfahrbahn Ulm zu einer Ausweichstrecke und den Rückbau des alten Albabstiegs (Drackensteiner Hang) zum Landesradweg.
- Zum Jahresende 2024 wurde der lang erhoffte Planfeststellungsbeschluss durch das Regierungspräsidium Stuttgart fertiggestellt und zu Beginn des 1. Quartals 2025 öffentlich ausgelegt. Da keine Klagen eingingen, erlangte der Beschluss im März 2025 Bestandskraft.
- Das Projekt ist bei Bund und Land hoch priorisiert, gilt als "gesetzt". Die Finanzierung wurde auf politischer Ebene immer wieder als gesichert bestätigt. Dennoch sind jährlich Einzelfreigaben des Bundeshaushalts erforderlich. Mit Gesamtkosten von bis zu 1 Mrd. Euro wird gerechnet.
- Maßnahmen zur verbesserten Verkehrssteuerung während der baubedingten Interimszeit sollen helfen, das nachgeordnete Straßennetz (B 466, Landes- und Kreisstraßen) von Ausweichverkehren möglichst zu entlasten.
- Der Baubeginn des neuen Albaufstiegs soll zeitnah erfolgen. Mit der Inbetriebnahme des neuen Albaufstiegs wird aktuell bis 2034 gerechnet.
Neubau B 10 / B 466
Noch ist offen, wann der Ausbau der B 10 in Richtung Geislingen/Ost erfolgt. Die neue, ortsdurchfahrtsfreie Trasse endet derzeit in Gingen/Ost. Aufgrund der nachteiligen verkehrlichen Standortbedingungen des Geislinger Raumes setzt sich der Landkreis vehement für den zeitnahen Weiterbau der B 10 neu ein.
Für das Maßnahmenbündel bis Geislingen/Ost (einschl. Schildwachttunnel Geislingen/St.) wurde ein RE-Entwurf zur Vorbereitung des erforderlichen Planfeststellungsverfahrens erstellt:
- Für beide Teilabschnitte sind Gesamtinvestitionen des Bundes von rd. 374 Mio. € (Stand 2025) erforderlich.
- Der aktuelle Bundesverkehrswegeplan 2030 listet den Abschnitt Gingen/Ost – Geislingen/Mitte (rd. 77 Mio. €) im vordringlichen Bedarf.
- Der aufwändige Tunnelabschnitt bis Geislingen/Ost (rd. 154 Mio. €) verfügt dagegen über eine deutlich ungünstigere Ausgangsposition, ist aktuell nur im weiteren Bedarf berücksichtigt, konnte jedoch mit dem vorausgehenden Abschnitt gemeinsam geplant werden.
- Der Bund bestand zu Beginn der 2020er Jahre auf eine wesentliche Umplanung im Bereich der Anschlüsse in Kuchen und Geislingen/St. (Verknüpfung B 466).
- Der Landkreis, die gesamte Raumschaft, die Wirtschaft und die Bürgerinitiative „B10 neu“ setzen sich druckvoll für den zeitnahen und durchgängigen Bau bis Geislingen/Ost ein. Nur so können der innerstädtische Verkehr dauerhaft entlastet und zusätzliche innerstädtische Belastungen während des Baus vermieden werden.
- Der RE-Entwurf wurde nach weiteren Überarbeitungen Ende 2024 über das Verkehrsministerium Baden-Württemberg dem Bund zugeleitet.
- Im März 2025 erging der erforderliche "Gesehenvermerk" des Bundesministers für Digitales und Verkehr.
- Auf dieser Grundlage können die Planfeststellungsunterlagen durch das Regierungspräsidium Stuttgart erarbeitet werden.
- Mit der Einleitung des Planfeststellungsverfahrens wird noch in 2026 gerechnet. Für das Rechstverfahren, das eine öffentliche Auslegung und Beteiligung vorsieht, werden rd. 18 Monate angesetzt.
Ausweichverkehre A 8/A 7
Kritisch werden die Querverbindungen zwischen den Bundesautobahnen A 8 (Karlsruhe – Salzburg) und A 7 (Füssen – Flensburg) gesehen. Der Raum zwischen Fils- und Remstal (B 297 und B 466) litt in der Vergangenheit unter Mautausweichverkehren und den Sperrungen vieler Schurwald-Querungen.
- Derzeit wird dem zusätzlichen Schwerlastverkehr mit nächtlichen Fahrverboten >7,5 t auf der B 297 begegnet.
- Jüngste Verkehrsuntersuchungen (2024) an der B 297 als vorrangige Ausweichstrecke stellten allerdings keine überdurchschnittlich wachsende Belastung in diesem Bereich fest. Maßgeblich dafür dürfte die Einbeziehung der Bundesstraßen in die Lkw-Maut sein. Der B 297 kommt als Ergebnis der Verkehrsbefragung eine überwiegend regionale/lokale Bedeutung in der Verkehrsnachfrage zu.
Im Zuge der Landesstraße L 1214 (Aichelberg – Göppingen) ist außerdem vorgesehen, den Göppinger Ortsteil Jebenhausen künftig in neuer Trassierung zu umfahren. Der Abschluss des über einige Jahre ruhenden Planfeststellungsverfahrens ist aktuell jedoch nicht in Sicht.
Filstalbahn und ICE-Schnellbahntrasse Wendlingen-Ulm
Der Bau der Schnellbahntrasse Wendlingen – Ulm wirkt sich deutlich auf das künftige Schienenverkehrsangebot im Landkreis Göppingen aus. Mit der Gesamtinbetriebnahme des Bahnprojekts einschl. des Tiefbahnhofs Stuttgart 21 wird der ICE und IC-Verkehr vollständig auf die Neubaustrecke verlagert. Mit der Teilinbetriebnahme der Neubaustrecke im Dezember 2022 entfielen schon im Vorgriff die bisherigen IC- und EC-Halte im Fernverkehr mit direkten Verbindungen nach München und zur Rheinschiene (Karlsruhe bzw. Mannheim) fast vollständig. Die Strecke blieb aber weiterhin mit durchfahrenden Zügen des Fernverkehrs belastet und damit für den Regionalverkehr extrem verspätungsanfällig.
Die Reisezeiten zu den genannten Zielen haben sich dadurch verlängert und mangels ausreichender Anschlusssicherheit in den Bahnhöfen Ulm und Stuttgart zusätzlich verschlechtert. Erwartungen des Landkreises und der Großen Kreisstädte, weiterhin Tagesrandverbindungen im Fernverkehr anzubieten, blieben bisher ohne Gehör. Im Gegenzug konnten die Verbindungen im Regionalverkehr auf der Stammstrecke Stuttgart – Ulm im 30‘-Grundtakt optimiert werden. Der Zielzustand wird jedoch erst mit vollständiger Inbetriebnahme der Neubaustrecke und des Tiefbahnhofs Stuttgart 21 erreicht. Grundlage bildet das neue Angebotskonzept des Landes, das stündliche IRE-, RE- und RB-Verkehre vorsieht.
Aktuell verkehren auf der Filstalbahn:
- Die Züge des MetropolExpress (MeX 16) im Landkreis halbstündlich zwischen Stuttgart und Geislingen/St. Ein MeX-Zug je Stunde ist bis Ulm Hbf durchgebunden.
- Der MeX 16 bedient im Filstal grundsätzlich alle Halte, anschließend aber nur die Bahnhöfe Plochingen und Esslingen (N), zwischen Geislingen/St. und Ulm Hbf ebenfalls alle Stationen. Dadurch sind die Züge von/nach Stuttgart gegenüber der S-Bahn beschleunigt.
- Dazu ergänzend verkehrt als schnelle Regionalverbindung stündlich der RegionalExpress (RE 5) zwischen Stuttgart und Ulm mit Halten in Esslingen (N), Plochingen, Göppingen und Geislingen/St.
S-Bahn Richtung Geislingen/St.
Der Landkreis Göppingen hatte sich nach mehreren Fachexpertisen bis auf Weiteres für die beschleunigten MeX-Verbindungen entschieden. Die Verkehrsleistungen werden vom Land Baden-Württemberg bestellt. Mit der Vollintegration in den VVS 2021 übernahm der Verband Region Stuttgart die erforderliche Kofinanzierung für gegenüber dem Landesstandard erweiterte Leistungen im Filstal (dichterer Takt, Nachtverkehre). Eine frühere S-Bahn-Studie (2014) hatte bei voller Auslastung der Filstalbahn durch den Fernverkehr keine Möglichkeit gesehen, einen S-Bahn-Betrieb in den Landkreis Göppingen aufzubauen. Der Landkreis strebt perspektivisch aber weiterhin die Integration in das S-Bahn-Netz der Region Stuttgart an. Eine Studie des VWI aus dem Jahr 2024, die seitens des Verbands Region Stuttgart als Aufgabenträger für die S-Bahn beauftragt wurde, zeigt entsprechende Optionen auf:
- Die Verlängerung der S1 von Plochingen in Richtung Geislingen/St. erweist sich demnach als technisch und betrieblich machbar und könnte die bestehenden MeX-Züge zu einem 15‘-Takt verdichten. Der Nutzen-/Kostenfaktor läge >2,0.
- Im Zusammenhang mit der anstehenden Generalsanierung der Filstalbahn im Jahr 2028 ließen sich erforderliche bauliche Anpassungen im gleichen Zeitfenster umsetzen. Deshalb genießen diese Überlegungen beim Verband Region Stuttgart aktuell Vorrang.
- Denkbar wäre darüber hinaus, die S-Bahn-Züge im Bahnhof Göppingen zu flügeln und in Richtung Bad Boll zu fahren. Hierfür müsste die Reaktivierung der stillgelegten Strecke in Angriff genommen werden. Im Zusammenspiel mit der S-Bahn in Richtung Geislingen/St. läge der Faktor auch hier >1,0.
Gleichzeitig gibt es Überlegungen, den Regionalverkehr zwischen Geislingen/St. und Ulm Hbf auszubauen. Hierbei soll das Projekt der Regional-S-Bahn Ulm in Richtung Geislingen/St. mit der alternativen Verdichtung der MeX 16-Verbindung nach Ulm Hbf im 30‘-Takt gemeinschaftlich betrachtet und betrieblich optimiert werden.

