Schätze des Kreisarchivs Göppingen

Archivale des Monats Dezember 2023

Aktuelle Meldung, 01.12.2023 - Das Kreisarchiv Göppingen präsentiert 2023 monatlich besondere Stücke aus seinen Beständen. Im Dezember beleuchten diese die Geschichte der Gastronomie, Gasthäuser und Cafés im Landkreis Göppingen.

Das Gasthaus zur Kuchalb in Donzdorf um 1911 (Bestand S 11 Nr. 3085)
Das Gasthaus zur Kuchalb in Donzdorf um 1911 (Bestand S 11 Nr. 3085)

Zum 85. Geburtstag des Landkreises 2023 zeigt das Kreisarchiv Göppingen im Info-Raum auf Schloss Filseck (Mi.- So., 13.00 - 17.00 Uhr) sowie online jeden Monat eine Auswahl von besonders interessanten oder schönen Stücken aus seinen Beständen. Im Dezember sind dies einunddreißig historische Abbildungen bedeutender Gasthöfe und Cafés im Landkreis Göppingen.

Spätestens seit dem 14. und 15. Jahrhundert sind Gasthöfe und Herbergen auf dem Gebiet des heutigen Landkreises Göppingen schriftlich belegbar. Gerade im Filstal als klassischem Durchreisegebiet und an den Orten der Albaufstiege fanden sich zahlreiche Einrichtungen, in denen man sich stärken oder die Nacht verbringen konnte – innerhalb oder außerhalb der Stadtmauer.

In Göppingen hatte die Obrigkeit im 15. Jahrhundert die Zahl der Herbergen noch auf sechs begrenzt. Die bekannteste war das „Kreuz“, in dem vor dem Bau des Stadtschlosses auch mehrfach Kaiser und Könige abstiegen. In Geislingen sahen die „Sonne“ oder die „Krone“ ebenfalls zahlreiche hochrangige Gäste. Beliebt für längere Aufenthalte erwiesen sich die geräumigen Herbergen der Sauerbrunnenkurbäder u. a. in Göppingen, Jebenhausen, Boll und Überkingen, die alle ihre Blüte bis zum 30-jährigen Krieg hatten.

In den frühneuzeitlichen Dörfern besaßen die Gasthöfe weitere wichtige soziale Funktionen: als Zentren der Kommunikation und des Informationsaustauschs, als Stätte der Anbahnung von Geschäften und Kreditleihen oder als Gerichtsort. Im 19. Jahrhundert kamen verstärkt politische Veranstaltungen, Konzerte und Vereinsaktivitäten hinzu. Vielfach zählten Brauereien zum Angebot der Gasthöfe, in großen Kellern meist außerhalb der Orte wurde vor der Erfindung der Kühlschränke das Bier gelagert.

In Göppingen verfügten ca. 5400 Einwohner im Jahr 1844 über neun Brauereien und vier Bierkeller, dazu gab es 18 Schildwirte, 16 Speisewirte, 50 Schenkwirte, 16 Bierschenken und 13 Branntweinschenken. Auch die rund 2300 Geislinger hatten 1842 eine mehr als stattliche Auswahl. Nachdem der Kaffee im späten 18. und dann vor allem im 19. Jahrhundert seinen Weg ins Schwabenland gefunden hatte, nahm die Zahl der Cafés in den Städten zu: In Göppingen existierten 1930 neben vier Gasthof-Hotels, 19 Gasthäusern und dutzenden Schankwirtschaften stolze 14 Cafés, in Geislingen 1927 immerhin vier.

Die ab 1890 gebräuchlichen Bildpostkarten dienten oft als Werbemittel der Gasthäuser, nicht selten in Kombination mit einer Ortsansicht. Eine größere Internationalität und Vielfalt der Gastronomie entwickelte sich erst ab den 1950-er und 1960-er Jahren, gleiches gilt für den Ausbau der touristischen Ausflugslokale.

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Hauptamt – Abteilung Kreisarchiv, Kreisarchäologie und Kultur
Dr. Stefan Lang
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