Schätze des Kreisarchivs Göppingen
Archivale des Monats Mai 2023
Aktuelle Meldung, 11.05.2023 - Das Kreisarchiv Göppingen präsentiert 2023 monatlich besondere Stücke aus seinen Beständen. Der Mai befasst sich mit Mode und Identität vor 200 Jahren.
Zum 85. Geburtstag des Landkreises 2023 zeigt das Kreisarchiv Göppingen im Info-Raum auf Schloss Filseck (Mi.- So., 13.00 - 17.00 Uhr) sowie online jeden Monat eine Auswahl von besonders interessanten oder schönen Stücken aus seinen Beständen.
Im Mai stehen hierbei Gesellschaft und Mode zur Zeit der einsetzenden industriellen Revolution im Vordergrund.
Die Anfang der 1840er Jahre vom königlich württembergischen Statistisch-Topographischen Bureau veröffentlichten Beschreibungen der Oberämter Geislingen (1842) und Göppingen (1844) gewähren einen guten Blick auf die damaligen Lebensverhältnisse der Menschen an Alb und Fils. Demnach lebten 1841 laut den amtlichen Bevölkerungslisten 34.004 Menschen im Oberamt Göppingen und 26.148 im Oberamt Geislingen, darunter jeweils knapp 6% mehr Frauen als Männer. Die durchschnittliche Lebenserwartung lag – auch aufgrund der damals noch hohen Kindersterblichkeit – bei 47 (m) bzw. 48 (w) Jahren. Die Musterungen zeigten eine Durchschnittsgröße der jungen Männer von 5 Schuh 8,45 Zoll „nach württembergischen Maß“, was 167,44 cm entspricht.
Beschrieben werden auch das Wesen der Leute und die regionale Tracht: Demnach „sind Gutmüthigkeit und Gefälligkeit fast allgemeiner Charakterzug.“ Die Einwohner seien „nicht besonders streitsüchtig“ und „fleißige Kirchgänger, noch fleißiger aber im Besuch der Wirthshäuser“.
„Die Kleidung besteht bei den Männern aus Röcken und Wämsern von Trilch, welcher bei den Protestanten meist schwarz, bei den Katholiken häufig blau gefärbt ist, mit weißem Flanell gefüttert, aus schwarzer oder rother Weste, woran Metallknöpfe, ferner aus schwarz ledernen Beinkleidern, Stiefeln und dreieckigtem Hute, an welchem jedoch eine Krempe unaufgeschlagen bleibt, oder Pelzkappe mit Fischotterbräm. Hiezu kommt bei kaltem und nassem Wetter ein tuchener Mantel. Das weibliche Geschlecht trägt schwarze Mieder, grüne oder rothe tuchene Röcke, weiße Schürzen und Strümpfe.In der ehemaligen Herrschaft Wiesensteig ist namentlich in Mühlhausen und Gosbach die Sonntagstracht der ledigen Mädchen äußerst niedlich. Der bunte, meist blaue Faltenrock, die weiße Schürze, das farbige Mieder und die schneeweisen Hemdärmel und Strümpfe, die 2, mit Bändern durchflochtenen Zöpfe, welche vom blosen Kopf herabhängen, stehen den frischen, gesunden Gesichtern recht gut. Der Haarputz des weiblichen Geschlechts besteht bei den Katholiken aus Nesterhauben (die kostbare baierische Haube von Gold und Silber mit 2 Schwänzen im Nacken wird immer seltener), bei den Protestanten aus leichten Häubchen, an welchen Verheirathete […] schwarze Bänder, Jungfrauen rothe tragen. In der ehemaligen Herrschaft Wiesensteig tragen sich im Hauptorte Wiesensteig die Männer und Weiber städtisch, desgleichen die Männer in Deggingen.“
Ansprechpartner
Hauptamt – Abteilung Kreisarchiv, Kreisarchäologie und Kultur
Dr. Stefan Lang
Telefon: 07161 503-1812
Telefax: 07161 503-1819
E-Mail: s.lang@lkgp.de