Schätze des Kreisarchivs Göppingen
Archivale des Monats März 2023
Aktuelle Meldung, 10.03.2023 - Das Kreisarchiv Göppingen präsentiert 2023 monatlich besondere Stücke aus seinen Beständen. Der März gestattet einen Blick auf das Zunftwesen in Württemberg.
Zum 85. Geburtstag des Landkreises 2023 zeigt das Kreisarchiv Göppingen im Info-Raum auf Schloss Filseck (Mi.- So., 13.00 - 17.00 Uhr) sowie online jeden Monat eine Auswahl von besonders interessanten oder schönen Stücken aus seinen Beständen.
Thema im März sind "Meister mit Brief und Siegel - Die Zünfte in Württemberg".
Um den Berufstand der Handwerker in einer Stadt zu stärken und gemeinsame Interessen zu wahren, schlossen sich Handwerksmeister desselben Gewerbes bereits im Mittelalter zu Vereinigungen, den sogenannten Zünften, zusammen. Sie regelten unter anderem die Ausbildung und kontrollierten die Löhne, aber auch die Anzahl der einzelnen Handwerker in einer Stadt. Als Folge der Mitte des 19. Jahrhunderts beginnenden Industrialisierung wurde das Zunftrecht im Königreich Württemberg nach jahrhundertelangem Bestehen abgeschafft und 1862 die Gewerbefreiheit eingeführt. Heutzutage übernehmen Innungen und Handwerkskammern die Aufgaben der früheren Zünfte, für den Erhalt mancher Traditionen haben sich Vereine gebildet.
Was allerdings bis zur Gegenwart Bestand hat, sind die Entwicklungsstufen Lehrling – Geselle – Meister und somit auch der Meisterbrief. Die vorgedruckten Meisterbriefe sind Mitte des 19. Jahrhunderts im ganzen Königreich Württemberg ähnlich aufgebaut: Unter dem kunstvoll verzierten Schriftzug wird eine Stadtansicht der zuständigen Oberamtsstadt abgebildet. Im variabel formulierten Text werden dann der Name des neugeprüften Meisters und die jeweilige Zunft genannt. Der Brief wurde schließlich durch die Zunft und das Oberamt beglaubigt.
In den Beständen des Kreisarchivs befinden sich zwei Exemplare dieses Dokumententyps, weitere Unterlagen über die Zünfte lagern in den Stadtarchiven Göppingen und Geislingen.
Hier wird ein Meisterbrief aus Göppingen gezeigt, der am 16. April 1842 für den hiesigen Messerschmiedemeister Georg Christian Schäfer ausgestellt wurde. Im Schriftzug wurde das württembergische Wappen integriert, auf dem Kupferstich der Göppinger Stadtansicht von Süden sind die Stadtkirche, das Schloss, die Oberhofenkirche außerhalb der Stadt und im linken Vordergrund das Sauerbrunnenbad sowie im Hintergrund die Drei Kaiserberge gut zu erkennen. Die vier Unterschriften, drei der Zunftvertreter und eine des Oberamts, sind durch ein Papiersiegel der Messerschmiedezunft ergänzt.
Der Text, der alle für diese Zeit relevanten Daten enthält, lautet:
„Dem Georg Christian Schäfer, Sohn des Georg Schäfer Orgelmachers in Göppingen wird hiermit bezeugt, daß er sich über seine persönliche Befähigung zu selbstständiger Ausübung des Handwerks genügend ausgewiesen, und auf die durch das Gesetz vorgeschriebenen Weise das Meisterrecht bei der Meßerschmiede-Zunft erlangt habe.“
Ansprechpartner
Hauptamt – Abteilung Kreisarchiv, Kreisarchäologie und KulturDr. Stefan LangTelefon: 07161 503-1812Telefax: 07161 503-1819E-Mail: s.lang@lkgp.de