Im Fluss der Zeit - Die Alamannen an der Fils

Alltagsleben - Christianisierung - Originalfunde

Das römische Weltreich war zu Beginn des 3. nachchristlichen Jahrhunderts durch innenpolitische Machtkämpfe, wirtschaftliche Probleme und ständige Bedrohungen von außen in eine schwere Krise geraten. Truppenabzüge von den Grenzen Obergermaniens und Rätiens zogen verheerende Einfälle der Germanen nach sich. 259/60 n. Chr. ging das Land zwischen Rhein und Donau endgültig verloren. Infolge der Aufgabe des Limes bildeten seit dem Ende des 3. Jahrhunderts Rhein und Donau die neue Grenze des römischen Reichs.

In den fruchtbaren Landstrichen des ehemaligen Limeshinterlands ließen sich Einwanderer aus den Elbgebieten nieder, die von den Römern "Alamanni" genannt wurden. Das Verhältnis zwischen Römern und Alamannen blieb angespannt. Auf Überfälle in die römischen Provinzen reagierte Rom umgehend mit Strafexpeditionen.


Links: Alamannen der Gruppe ASK formieren sich zum Angriff. Rechts: Alamannen im Nahkampf (Foto ASK Tübingen)

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Im Filstal bot die Infrastruktur verlassener römischer Gutshöfe mit ihren Feldfluren und intakte Straßenverbindungen beste Voraussetzungen für die alamannischen Neusiedler. Die meisten unserer heutigen Ortschaften wurden von den Alamannen im Verlauf der Merowingerzeit zwischen dem 5. und 8. Jahrhundert gegründet. Auch im Filstal und in den Seitentälern entstanden zahlreiche Siedlungen mit ihren typischen Reihengräberfriedhöfen.


Links: Pfarrkirche Kuchen: Planierschicht mit merowingerzeitlichen Siedlungsresten (Foto Kreisarchäologie). Mitte: Martinskirche Donzdorf: Profil mit Spuren einer Holzkirche der Merowingerzeit (Foto Kreisarchäologie). Rechts: Oberhofenkirche Göppingen: Pfostengruben und Fußbodenspuren einer hölzernen Kirche des 7. Jahrhunderts (Foto Regierungspräsidium Stuttgart/Ref. 86)


Links: Geislingen a. d. Steige: 1963 entdecktes Kindergrab im Reihengräberfeld „Mühlstraße“ (Foto Kreisarchäologie). Mitte: Keramikbruch aus einem merowingerzeitlichen Töpferofen im „Hinteren Brühl“ in Donzdorf (Foto Kreisarchäologie). Rechts: Silberne und goldene Gewandschließen aus einem Adelsgrab im Reihengräberfeld „Vorschwärz“ in Donzdorf (Foto LMW Stuttgart)

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Durch Fundbergungen und Notgrabungen sind seit dem 19. Jahrhundert in 19 Ortschaften alamannische Grabfunde bekannt geworden. In anderen Gemeinden kamen nur Siedlungsfunde zutage. Von besonderer Bedeutung sind die Nachweise früher Kirchen des 7. Jahrhunderts in Göppingen und Gruibingen. In Donzdorf residierte eine bedeutende Adelsfamilie, deren Angehörige im gleichen Zeitraum auch hier eine Kirche erbauen ließen. Auch in Eislingen befand sich der Wohnsitz einer einflussreichen Familie, die den christlichen Glauben angenommen hatte. Verschiedene Importstücke aus den Gräbern belegen Kontakte der "Filstal-Alamannen" von Skandinavien bis zum Roten Meer.


Links: Riemenverteiler mit silbernen Ziereinlagen vom Zaumzeug eines auf dem Göppinger Reihengräberfeld „In den blauen Steinbrüch“ beigesetzten Reiters (Foto Stadtarchiv Göppingen). Mitte: Bronzezierscheibe mit Beinring und Kreuzmotiv aus einem Frauengrab des Göppinger Reihengräberfelds „In den blauen Steinbrüch“ (Foto Stadtarchiv Göppingen). Rechts: Verzinnter Bronzebeschlag mit stilisierten Eberköpfen vom Sattel eines im Göppinger Reihengräberfelds „In den blauen Steinbrüch“ beigesetzten Reiters (Foto Stadtarchiv Göppingen)

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